33 - WEITER

Als es gestern Abend am Shelter noch ein bisschen windig war, hatte ich mich schon ziemlich gefreut. Denn schon eine leichte Brise bedeutet: keine Mitches. Mitches sind diese kleinen Mini-Mücken. Kleiner als Fruchtfliegen, aber sie kommen in Schwärmen. Und sie beißen. Und sie finden wirklich jede Stelle freie Haut. Das ist unglaublich ätzend. Erfreulicherweise habe ich bisher viel Glück gehabt und hatte noch keine arg schlimmen Erfahrungen damit.
Aber als das deutsche Pärchen und ich gestern Abend schon eine Stunde am schlafen waren, hörte der Wind plötzlich auf. Und dann kamen sie. Die zwei Deutschen hatten so Retro-Fahrrad-Trikots angehabt und bei aller Liebe für Second-Hand und Vintage: die haben einfach nur erbarmungslos gestunken. Das hat die Mitches sicherlich noch ein bisschen schneller angelockt. Jedenfalls haben wir dann so schnell wir konnten unsere Innenzelte aufgebaut und auf die Pritschen gestellt. Für die Erzählung wäre es sicher ein wenig spannender und dramatischer, wenn ich schreiben würde, dass es eine Nacht-und-Nebel-Aktion war. Aber es ist hier inzwischen eigentlich zu jeder Uhrzeit taghell.



Die restliche Nacht hab‘ ich dann relativ gut geschlafen. Aber die fehlende warme Dusche am Abend hab‘ ich einfach gespürt. Weil die Deutschen mir auch abgesehen vom Geruch nicht äußerlich sympathisch waren, bin ich schon um 8 losgefahren. Und außerdem hatte ich noch eine andere Kraft, die mich so schnell wie möglich in Richtung des nächsten Supermarktes drängte: Durst. Ich hatte nur noch einen Schluck Wasser in meiner Flasche und seit gestern Abend ein bisschen rationiert. Gestern war das mit dem Wasser auffüllen nämlich einfach auf der Strecke geblieben.

Der blaue Himmel, den man am Morgen noch an manchen Stellen zwischen den Wolken durchblitzen gesehen hat, versteckte sich im Laufe des Tages hinter einem blassen Grau. Trotzdem war die Etappe sehr schön zu fahren. Und es rollte so gut!





Als es am frühen Mittag anfing zu regnen - zwar nicht stark aber unaufhörlich - beschloss ich, der Sonne hinterherzufahren. Bei schlechtem Wetter muss ich mich ja nicht dazu zwingen, irgendwo länger zu verweilen.
Trotzdem waren die Aussichten schon sehr schön und ich habe es sehr genossen, einfach auf dem Rad zu sitzen. Und so „durchzufahren“. Immer weiter und weiter.



Es gab wenig Gegenwind und wenig Höhenmeter. Und meistens wenig Verkehr.

Als ich am frühen Abend noch kurz ein bisschen was einkaufen wollte, gab es im Supermarkt Probleme mit den ausländischen VISA-Karten. Ich hatte keine Wahl und musste zwei Kilometer in die Stadt fahren, um Bargeld zu holen. Immerhin hab‘ ich so zum allerersten Mal norwegisches Papiergeld gesehen. Und das ist wirklich schön. Eigentlich läuft hier nämlich wirklich alles, alles über Kartenzahlung. Da sind die Scheine fast eine Seltenheit geworden. Dabei gibt es erst seit zwei Jahren ein neues Design!


Auf den letzten Kilometer zum Campingplatz hat der Regen aufgehört. Durch die Wolken sah alles wieder so grün aus. Die Landschaft ist so anders als in Deutschland. Die meisten Bäume sind nicht so hoch. Es gibt viel mehr Büsche und Gestrüpp. Und Farne. Arktisches Klima!





Am Campingplatz gab es leider wieder unfassbar viele Mitches. Aber dafür eine heiße Dusche und eine kleine Hütte in der ich essen konnte.
Léoni
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Tourdaten
KM gesamt: 3755,98
HM gesamt: 37884
Zeit gesamt: 194:58
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KM heute: 170,06
HM heute: 1101
Zeit heute: 7:47
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Aktueller Standort
8484 Risøyhamn, NO






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