23 - ALL-YOU-CAN-EAT

Heute Morgen hab‘ ich wirklich alles gegeben, um mal ein bisschen früher loszukommen. Mit zwei Stunden zu wenig Schlaf hab‘ ich mich aus meinem Schlafsack gepellt. Und siehe da - es war trocken! Ich war voller Freude.

Endlich konnte ich mal wieder in Ruhe alles direkt am Zelt einpacken, das erleichtert schon einiges. Mit Gerd hab‘ ich noch in der kleinen Grillhütte gefrühstückt, dann hab‘ ich meine feuchten Schuhe noch mit dem Handfön einigermaßen getrocknet.

Und mein Zelt war auch trocken, als ich es eingepackt hab‘.

Gerd und ich haben nicht ganz das gleiche Fahrtempo, aber zwischen uns gab es auch von Anfang an die Übereinstimmung, dass jeder einfach für sich nach seiner Geschwindigkeit fährt. Keiner hat Erwartungen an den anderen und wenn man dann aber abends gemeinsam am gleichen Campingplatz sitzt, ist das auch irgendwie schön.

Deshalb bin ich allein losgefahren. Und schnell hab‘ ich gemerkt, dass ich die Regenklamotten, die ich anhatte, eigentlich garnicht gebraucht hab. Das war das allertollste Gefühl! An einer Bushaltestelle hab‘ ich mich ausgezogen. Und für zehn kurze Minuten kam sogar die Sonne raus. Ihr könnt euch garnicht vorstellen, was ich da für eine Laune hatte. Plötzlich hab ich mich so voller Energie und Vorfreude auf die nächsten Tage gefühlt.

Und dann bin ich einfach mal nur geradelt. In kurzer Hose und Trikot. Es hat unfassbar gut getan, die Luft an den Beinen zu spüren. Und ich bin ziemlich gut vorangekommen.

Mittags hab‘ ich meiner Kollegin und Freundin Tabea geschrieben. Die ist grade mit ihrem Freund und Camper unterwegs Richtung Lofoten und über den Live-Standort, den wir uns gerade gegenseitig teilen, konnte ich sehen, dass sie schon fast in Trondheim waren.

Weil ich von Ramona, einer anderen Radreisenden, die ein paar Tage vor mir unterwegs ist, die Empfehlung für ein kleines veganes Restaurant bekommen hatte, hab‘ ich Tabea und Paul vorgeschlagen, mich dort zu treffen. Und das haben wir tatsächlich hinbekommen. Ich hab‘ mich unfassbar gefreut. Paul hat bei meiner Ankunft dort Fotos gemacht und ich glaube, man sieht mir diese Freude auch an.

Wie sich erfreulicherweise herausstellte, gab es in dem Restaurant auch ein All-you-can-eat-Buffet. Und da haben wir uns draufgestürzt. Ich hab‘ so viel gegessen, dass ich das erste Mal seit richtig langer Zeit mal wieder satt war. So richtig satt. So, dass der Ranzen spannt. Und das hat unfassbar gut getan. Vor allem weil es einfach auch richtig viele frische Sachen gab; Salat mit Couscous, gerösteten Blumenkohl, Edamame und Brokkoli, Süßkartoffelpommes. Und Falafel und Burger und Wraps. (Wie man merkt, denke ich auch jetzt noch daran und wünsche mir insgeheim, ich hätte noch mehr gegessen!)

Aber nicht nur das Essen hat gut getan, sondern auch die Gesellschaft von Freunden. Das fehlt mir in den letzten Wochen schon auch sehr. Es war schön, sich einfach mal wieder ein paar Stunden zu unterhalten, Geschichten zu erzählen und ganz viel zu lachen. Das kann man zwar auch hervorragend mit Menschen, die man hier auf der Reise trifft - aber wenn man sich kennt ist es doch wirklich nochmal was anderes.

Nach dem Essen trennten sich unsere Wege wieder. Tabea und Paul machten sich auf den Weg Richtung Bodø, um die Fähre auf die Lofoten zu nehmen. Und ich machte mich auf den Weg zum Campingplatz, der ungefähr 13 Kilometer außerhalb von Trondheim liegt.

Paul hat mich beim Zusammenpacken noch fotografiert und ein paar Momente festgehalten, die meinen Alltag auf dem Fahrrad ganz gut wiederspiegeln. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Ganz besonders wichtig war ihm auch das Detail der getapeten Brille :-)

An meiner Arschrakete weht jetzt übrigens eine kleine norwegische Flagge. Die hab‘ ich heute Morgen an einer Bushaltestelle auf dem Boden gefunden. Für die Norwegen-Romantik musste das irgendwie sein, dass ich sie mitnehme.

Und dann hieß es: Aufsatteln und weiterfahren! Die letzten 1778 Kilometer machen sich nicht von allein!

Tschüss Tabea, tschüss Paul, tschüss Trondheim, ab nach Norden! Immer weiter Richtung Nordkapp.

Als ich abends hier am Campingplatz schon mein Zelt aufgebaut und geduscht hatte, stand plötzlich der Gerd im Aufenthaltsraum. Was für eine Freude, dass wir uns nochmal wiedersehen. Für mich ging der Tag trotz ziemlich viel Regen am Abend dann sehr schön zu Ende. Ich habe mich nicht mehr einsam gefühlt.

Vor dem Schlafengehen habe ich nochmal mit Georg telefoniert. Der ist seit heute Morgen auf den Lofoten. Wir haben uns Geschichten aus den letzten Tagen ohne einander erzählt und ich hatte am Ende Bauchweh vor Lachen. Ich würde so gerne alles aufschreiben und hier festhalten aber es ist viel zu viel. Man könnte wirklich eine Serie darüber drehen. Unterwegs trifft man einfach die wildesten Leute und wenn jemand dann auch noch so lebendig und lustig erzählen kann, wie Georg, dann gibt mir das den Rest. Am Ende des Telefonats waren wir uns sicher - wer hier mit dem Rad unterwegs ist, hat eine Schraube locker. Mindestens eine.

Léoni

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Tourdaten

KM gesamt: 2710,44

HM gesamt: 27271

Zeit gesamt: 143:36

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KM heute: 117,24

HM heute: 1394

Zeit: 6:13

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Aktueller Standort

7070 Bosberg, NO

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