03 - BABYSTEPS

Heute morgen war ich um fünf schon wach. Nachts quält mich mein Heuschnupfen immer ein bisschen und das erste Mal nach vier Jahren wieder im Zelt zu schlafen, war auch besonders. Ich bin dann aber zum Glück doch nochmal eingeschlafen und habe mich erst um sieben von meinem Wecker wecken lassen.
Weil ich den Blogbeitrag für gestern auch noch schreiben wollte, wurde es neun, bis ich mich aus meinem Schlafsack gepellt habe. Und dann hat sich das ganze Zusammenpacken und Zelt trocknen und Anziehen auch nochmal ewig gezogen, weil ich einfach ein bisschen aus der Übung bin.
Beim Frühstücken wurde ich von einer Männergruppe angequatscht. Ein paar von denen hatten sich gestern schon erkundigt, wohin ich wollte. Mein imposanter Sonnenbrand an den Oberschenkeln hatte wohl ordentlich Eindruck geschindet. Der ist wirklich wie ein Unfall, da kann man nicht weggucken.
Jedenfalls hatte sich dann schon rumgesprochen, dass ich noch ein paar Kilometer vor mir habe. Es gibt wohl auch am Campingplatz Flurfunk.
Als rauskam, dass ich mit meiner Schaltung Probleme hab, wurde gleich Hilfe angeboten.
Also der Albin, der hat mal Fahrradmechaniker gelernt!
Mehr Namen als den vom Albin weiß ich leider garnicht, aber jedenfalls waren Albin und ich uns einig, dass so schnell an dem Fahrrad nichts gemacht werden konnte. Ich habe noch ein bisschen an der Zugspannung rumgespielt und war dann mit dem Ergebnis zufrieden. Alle Gänge lassen sich jetzt schalten, manchmal ist es halt ein bisschen holprig. Ein bisschen Öl gab’s noch für die Kette und meine Clickies wurden ein bisschen weicher eingestellt.
Nachdem ich noch Infos zu meinem Blog abgegeben hatte, machte ich mich um 11:40 Uhr endlich auf den Weg. Ich hatte meine ursprüngliche Etappe von 155km auf zwei kleinere Varianten reduziert. Eine mit 72 und eine mit 110 Kilometern. Ich hatte vor, spätestens um 18 Uhr an irgendeinem Campingplatz angekommen zu sein, um noch Wäsche waschen zu können.

Die ersten Kilometer lief es richtig gut. Es war meistens eher leicht abschüssig, da konnte ich einen richtig guten Schnitt knallen. Ein paar Anstiege gab es schon auch, aber dann so wie ich es mag: kurz und knackig. Diese ewig langen Anstiege mit 2% Steigung kann ich nicht leiden. Da denkt man die ganze Zeit, man fährt auf der Geraden und wundert sich, warum man nur 15km/h hat.

Auch das mit der Route lief heute deutlich besser als gestern. Wenn man gut voran kommen will, kommt man um die Bundesstraßen kaum drumrum. Aber das war heute auf sehr wenige Kilometer begrenzt. Den Rest der Strecke bin ich auf Radwegen oder auf kleinen Sträßchen gefahren. So wie am Donnerstag mit Papa schon. Diese kleinen Straßen ohne Fahrbahnmarkierung, die sich so durch die Hügel ziehen, wo es überall grün ist und tolle Aussichten gibt, die mag ich besonders gern.
Als ich da so lang gefahren bin, habe ich Musik gehört. Und da kam ein Lied, das ich zwar selbst in die Playlist gemacht habe, bei dem ich aber glaub ich noch nie so richtig zugehört hab‘. Und heute hab ich das, zum ersten Mal. Und plötzlich hat es richtig gepasst und die Tränen sind nur so gelaufen. Ich tu mir immernoch ein bisschen schwer damit, mich in der Situation einzufinden. Mich unbeschwert und frei und glücklich zu fühlen und nur an heute zu denken. Ich denke noch zu oft an das Gesamtbild, an die 4300 Kilometer, die ich noch vor mir hab‘. Aber dieses Lied, das hat genau das festgehalten, was ich gerne schon fühlen würde. Ein bisschen tu ich’s auch schon. Aber noch nicht genug. Ich hoffe, dass das bald kommt.
Sie lebt halt, wie sie will.
Weil morgen Schnee von morgen ist,
fühlt sie diese unnötigen Sorgen nicht.
Sie lebt halt, wie sie will.
Und jeden Tag ab Morgenlicht
fühlt sie sich als gäb es morgen nicht.
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Einsame Straßen um sie rum und sie fährt allein
durch die große weite Welt
und sie war noch nie so frei.
Ein kleines Problem auf ihrem Weg,
doch sie fährt vorbei.
Und die große weite Welt wird plötzlich klein.
Hört euch das einfach mal an. Titel heißt „Schnee von morgen“ und Interpret ist jaschu.

Kurz vor Göttingen hat man plötzlich gemerkt, dass die hügelige Landschaft immer flacher wird. Es ging die letzten dreißig Kilometer nur geradeaus und ich habe gemerkt, wie langweilig ich das finde, wenn man keine krasse Kulisse sieht. Ich vermute, dass das bis zur Fähre in Hirtshals auch so bleiben wird. Aber ab Norwegen wird das hoffentlich wieder besser!
Als ich hier am Campingplatz in Northeim angekommen bin, war ich dann trotzdem fix und alle. Die Apfelschorle-Pommes-Gelüste, die ich seit 16 Uhr gehabt hatte, konnte ich zum Glück direkt hier im Campingplatzbiergarten stillen. Eine heiße Dusche gab’s natürlich auch noch und ich konnte sogar eine Wäsche waschen. Jetzt lieg ich schon im Schlafsack. Meine Route für morgen ist schon geplant, aber es gibt unterwegs auch mehrere Ausstiegsmöglichkeiten. Ich will versuchen, um 8 auf dem Rad zu sitzen. Das wär richtig gut.
Léoni
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Tourdaten
KM gesamt: 426,34
HM gesamt: 3989
Zeit: 21:56h
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KM heute: 107,97
HM heute: 852
Zeit: 5:29






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