Kapitel 28 // V O R F R E U D E



Nachdem mich jetzt schon ein paar besorgte Nachrichten erreicht haben, ist es vielleicht Zeit, sich mal wieder mit einem Blogbeitrag zu melden. Ich muss aber - bevor ich über das, was heute passiert, erzählen kann, erstmal die letzten drei Tage aufarbeiten. Aber nur kurz vorneweg: mir geht es richtig gut. 

Den Titel für meinen Blogbeitrag zum 28. Kapitel zu finden, war nicht schwer. Im Gegenteil. Eigentlich ist es fast schon logisch, dass der so heißen muss. Ich hatte, als ich am Freitag in meinem Zelt wach geworden bin, eine wahnsinnige Vorfreude. Ich wusste nämlich genau, dass mich ein richtig schönes Wiedersehen erwartete. 

Weil es nachts stark geregnet hatte war mein Zelt wirklich komplett klatschnass. Immerhin trotzdem noch dicht gewesen, aber das Teil so einzupacken war echt eklig. Draußen war es super kühl und obwohl es nach Sonne aussah, dauert es in den Bergen immer so lang, bis die Sonne wirklich aufgeht. Um kurz nach 8 bin ich endlich losgefahren, mit verdreckten, stinkenden Klamotten, Gänsehaut und ohne Frühstück. Aber ich hatte ein fettes Grinsen im Gesicht und meine Beine wollten endlich in die Pedale treten. 

Ich hatte solche Hummeln im Po, dass ich mich kaum dazu anhalten konnte, von der schönen Aussicht in Reutte auf der Brücke morgens ein Foto zu schießen. 





Tatsächlich weiß ich nicht, ob ich auf meiner Reise schonmal so eine Vorfreude hatte, wie am Freitag. Um kurz nach 10 war ich schon in Pfronten und bin plötzlich einfach wieder über die deutsche Grenze gefahren. Das ging so super schnell, dass ich es irgendwie kaum gecheckt hab‘. Nach ziemlich genau 3 Wochen war ich plötzlich einfach wieder in meinem Heimatland. Ich weiß, 3 Wochen sind überhaupt nicht viel. Aber für mich hat es sich eher angefühlt, wie 3 Jahre. Dieses ständige Unterwegssein und jeden Abend woanders schlafen, das verzerrt das Zeitgefühl komplett.




Hinter der Grenze hat sich dann ruckzuck auch die Umgebung verändert. Die Berge, die Kulisse die ich in der letzten Woche eigentlich durchgängig immer im Hintergrund sehen konnte, war plötzlich verschwunden. Welcome back to Tschörmani! Beim Blick zurück konnte ich noch die Ausläufer der Alpen erkennen, vor mir lagen nur Wiesen, Felder und blauer Himmel.








Und da ist es mir plötzlich bewusst geworden. Ich hatte mein End-Ziel zwar noch nicht erreicht, aber ein riesengroßes Zwischenziel. Ich bin jetzt, zum ersten Mal in meinem Leben, komplett über die Alpen gefahren. Zwar auf dem schnellsten und flachsten Weg, aber trotzdem ist das für mich irgendwie was sehr besonderes. Das gibt mir das Gefühl, dass ich richtig viel erreichen kann, wenn ich möchte.

Naja, jedenfalls hat mich dieser Grenzübertritt einfach nur beflügelt. Schnell hab‘ ich mir auf dem Fahrrad einen Müsliriegel reingedrückt und bin so schnell meine Beine treten konnten weiter Richtung Kempten gefahren. Und so war ich schon um 11 wenige Kilometer vor der Stadt. Ab da ging es nur noch bergab. Ich konnte mich so richtig rollen lassen und dabei versuchen, mich auf das einzustellen, was mich bald erwarten würde. Meiner Komoot-Navigation hinterher bin ich in die Innenstadt gefahren. Bis zum großen blauen Haus. Ich hab mein Fahrrad abgestellt, innerlich kurz einen Luftsprung gemacht und bin dann mit laufender Kamera zur Haustür. Gerade als ich klingeln wollte, kam Fanny aus dem Garten um die Ecke. Da haben wir beide kurz geschrien vor Freude. Das war so was unglaublich tolles für mich, endlich wieder jemanden aus meiner Familie in den Arm nehmen zu können, das kannst Du dir garnicht vorstellen. Fanny hatte ich 5 Wochen nicht gesehen und das hat sich wie eine Ewigkeit angefühlt. 

Fanny hatte letzte Woche ihre erste Nachtschicht auf dem Rettungswagen bei den Johannitern geschoben und war auch erst kurz wach, deshalb haben wir erstmal zusammen gefrühstückt. Das Zelt haben wir zum trocknen im Garten aufgestellt, ich habe richtig schön geduscht und mich zuhause gefühlt und Fanny hat sogar alle meine Klamotten gewaschen. Nachmittags sind wir mit den Rädern an die Iller und haben die Hängematte über dem Wasser aufgehängt. 







Das war wirklich ein richtig, richtig schöner Nachmittag. In der Stadt waren wir noch einkaufen und abends haben wir uns supergute, vegane Riesenburger gekocht und dabei einen FaceTime-Call mit Mama gemacht. Dass dann Abends um 10 noch Oli aus Stuttgart zu uns gefahren ist, nur um mich zu sehen, war wie das Sahnehäubchen. Ich hatte das Gefühl, schon zuhause angekommen zu sein. 


Zahlen des Tages:





 

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