Ich mag es, wenn Sachen simpel sind. Aber was bedeutet dieses Wort überhaupt? Gute Frage.
Simpel.
Simpel ist ein Wort, das ich, sehr zur Empörung meiner Freunde an der Uni (Grüße gehen raus), ziemlich oft verwende. Wenn es um Projekte geht, finde ich simple Sachen oft ziemlich toll. Das ist für mich immer das Erstrebenswerte, etwas simples zu schaffen, das trotzdem gut ist. Leider bin ich selber meistens alles andere als simpel. Vielleicht mag ich es deshalb so, wenn Dinge simpel sind. Simpel für mich, wenn etwas einfach ist. Nicht unbedingt im negativen Sinne, auch wenn das oft so verwendet wird. Eher im Sinne von schlicht. Oder unkompliziert. In Bezug auf meine Fahrradtour ist vieles simpel, vielleicht macht mir diese Art von Reisen deshalb so Spaß.
Für die meisten Probleme hier gibt es nämlich simple Lösungen. Nicht immer, das ist schon klar. Aber oft. Gestern morgen gab es zum Beispiel das erste Problem: mein Zelt war von der Nacht klatschnass. Lösung: einfach entspannt frühstücken und es dabei in der Sonne trocknen lassen. Ich hab doch Zeit.
Weil es gestern einen Wasserkocher auf dem Campingplatz gab, habe ich mir morgens sogar ein Porridge gemacht. Das war richtig gut. Es war noch richtig frisch draußen und alles war nass, da hat mich das schön von innen aufgewärmt. Dann musste ich mir nochmal eine Teststation suchen. Das hat sich für mich ziemlich schwierig gestaltet, weil ich kein Wort Slowenisch kann. Auf Deutsch gab es im Internet kaum brauchbare Informationen. Zum Glück kann Oli aber irgendwie ein paar Wörter von den meisten balkanesischen (sagt man das so? keine Ahnung, hat Oli so gesagt) Sprachen und konnte mir ein bisschen helfen. An dieser Stelle kurz ein dankeschön. Ich weiß, dass er arbeiten musste und, dass das Leben zuhause auch ohne mich weitergeht. Da siehst Du mal, wie viele Leute eigentlich Backstage hinter der ganzen Sache stehen, ohne die ich das alles garnicht schaffen würde. Mama und Papa sind da natürlich ganz vorne mit dabei.
Naja, jedenfalls stellte sich dann heraus, dass irgendein Feiertag war und nicht viele Stationen offen hatten. Die eine lag dann zum Glück auf meiner Route, machte aber erst um 12 auf. Und ich musste nur 20 Kilometer dort hin fahren. Also nochmal so eine Entschleunigung. Das tut mir aber gut, glaub‘ ich. Dank meines entspannten Tages am Donnerstag, taten meine Knie gestern nämlich nicht mehr weh. Lediglich die Achillessehnen waren noch ein bisschen unperfekt.
Also bin ich um kurz nach 10 ganz entspannt vom Campingplatz losgefahren. Und ich hatte das Gefühl, ich konnte Slowenien jetzt zum ersten Mal so hundertprozentig wertschätzen. Slowenien ist nämlich superschön. Es ist ziemlich hügelig, dadurch bietet sich oft eine schöne Aussicht. Alles ist wahnsinnig grün, auf mich wirkt es viel grüner, als daheim. Und die Leute sind echt ziemlich nett. Irgendwie gibts hier eine ganz andere Atmosphäre. Weil ich hier ja meistens auf kleinen Landstraßen unterwegs bin, bin ich so ziemlich von Dorf zu Dorf gefahren. Überall am Straßenrand gab es kleine Stände, an denen Bauern frisches Gemüse verkauft haben. Viele haben mich gegrüßt oder angehupt (Ich bin mir sicher, dass es ein freundliches Anhupen war, weil ich in dem Moment eigentlich nichts falsch gemacht hab).

Fast eine Stunde zu früh war ich dann in Slovenska Bistrica, wo ich meinen Test machen wollte. Trotz genauer Adressenangabe durch Oli, war es schwer, die Station zu finden. Zum Glück sprechen die meisten Leute hier aber auch ziemlich gut Englisch. Über einen Imbissverkäufer habe ich dann die konkrete Wegbeschreibung bekommen. Am Parkplatz stand um 11:20 Uhr schon eine ältere Frau an ihrem Auto. Als ich mich zu ihr gestellt habe, hat sie mich zuerst auf Slowenisch, dann als sie verstanden hat, dass ich kein Wort verstehe, auf Englisch angesprochen. Von ihr habe ich erfahren, dass die Test-Station meistens auch früher aufmacht. Sie wollte natürlich auch ein paar Sachen über meine Tour wissen, das will irgendwie jeder, der mich mit dem Fahrrad sieht.
Als sich immer mehr Leute vor dem Zelt versammelt haben, stand ich ein bisschen abseits. Mit einem „Come, you are here at front“ hat die Frau, die sich mir später als Maida vorgestellt hat, sichergestellt, dass die anderen sich nicht vordrängeln. Sie war wirklich sehr nett. Als die Station dann geöffnet wurde, durfte ich sogar als erste rein. Und auch hier konnten alle Englisch. Maske runter, kurz fremdgepopelt und dann durfte ich wieder raus. Ich musste noch eine halbe Stunde auf mein Ergebnis warten. Im Gehen hat Maida mir noch eine gute Reise gewünscht und ist in ihrem kleinen Auto davongeflitzt.


Nachdem ich mein - zum Glück wieder negatives - Ergebnis bekommen hatte, bin ich dann auch wieder los. Das Wetter hatte ein bisschen umgeschlagen und der Himmel war inzwischen stark bewölkt. Auf dem Weg Richtung Celje hat es erst zu nieseln und später richtig zu regnen angefangen. Simple Lösung: Regenjacke anziehen. Die hat zwar innerhalb 30 Minuten auch an mir geklebt, war aber nicht so schlimm. Simple Lösung: irgendwo unterstellen. In einem kleinen Tal habe ich unter dem Vordach für Fahrradständer am Bahnhof Rast gemacht und gewartet, bis der Regen aufgehört hat.
An den Hügeln drumherum waren fast überall Kuhweiden und die Kühe schonenden genauso erstaunt von meiner Erscheinung, wie die meisten Menschen. Sie haben mich alle angestarrt, auch beim Pinkeln im Gebüsch. Ich habe mich minimal beobachtet gefühlt.
Nach einer kurzen Brötchen-Pause ist der Himmel schließlich wieder aufgerissen und die Sonne kam raus. Ich bin weiter, den nächsten Hügel wieder hoch und dann wieder runter und wieder hoch und so weiter.
Tatsächlich komme ich hier ohne richtige Radwege um einiges langsamer voran. Ich muss auch fast immer mein Handy zum navigieren verwenden, weil fast nichts ausgeschildert ist. Ob es daran liegt, dass hier kaum jemand Fahrrad fährt, oder ob letzteres der Grund dafür ist, dass das Land sich eben keine Mühe mit den Radwegen gibt, hab ich noch nicht herausgefunden. Wenn mal ein Radweg vorhanden war, war ich da aber meistens alleine unterwegs. Lediglich ein paar Mofas sind mir da entgegengekommen - wow.


Trotzdem war für mich gestern ein sehr schöner Tag. Es war einfach alles so simpel. Hunger? Essen! Durst? Trinken! Kalt? Pulli anziehen!
Nach knappen 80 Kilometern war ich dann hier in Prebold auf einem kleinen Campingplatz. Die Sonne hat noch geschienen und ich hatte noch Zeit, meine Wäsche zu waschen. Eigentlich hätte ich auch super-easy gestern noch diesen Blogbeitrag schreiben können, aber ich bin tatsächlich schon wieder um 21 Uhr weggepennt. So ist das halt, wenn man schon 14 Tage mit dem Rad unterwegs ist.
Inzwischen bin ich nach einer richtig guten Nacht wieder wach und hoffe, dass meine Wäsche bei den Temperaturen einigermaßen trocken ist. Draußen hat es schon wieder nur 12 Grad.
Hab einen schönen Tag,
Léoni
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