Das Ende vom Anfang
Normalerweise sagt man ja
So. Das war‘s jetzt heute auch endlich zu meinem Vorwort. Willst Du jetzt vielleicht wissen, wie es mir seit meiner Anreise in Barcelona ergangen ist?
Aaalso. Barcelona war der pure Wahnsinn, der perfekte Abschluss für meine Tour. Shoppen, Sight-Seeing und Feiern ließen sich dank wenig Schlaf sehr gut vereinen und so wurde die Woche zur besten Woche 2018 bis dato. Und dazu kommen noch die ganzen tollen Leute, die ich in meinem Hostel kennengelernt habe. Dank diesen Leuten, hat es sich angefühlt, als würde ich nachhause kommen, wenn ich die Tür vom Hostel aufgemacht habe. Ich habe gelernt, dass der Name, das Heimatland und die Sprache einer Person nicht wichtig sind, viel mehr aber ihre Geschichte. Statt stundenlangem Smalltalk, um erstmal miteinander “Warmzuwerden“, war man hier einfach sofort befreundet oder sogar Familie.
Was für Dich aber vielleicht interessanter ist, ist wie das mit dem Fahrrad und der Rückreise dann alles funktioniert hat. Nach langem Hin- und Her habe ich mich dafür entschieden, mein Fahrrad wirklich nach den vorgegebenen Richtlinien des Flugverkehrs in einem Karton zu verpacken. Also bin ich in den nächsten Radladen gelaufen und habe nach einer Box gefragt. Sofort habe ich einen Karton bekommen und auf die Frage, was mich der Spaß denn kosten würde, hat der Radmechaniker lachend mit Blick auf seinen Kollegen nur
Das Ticket hatte ich schon am Montag gebucht und auch davor eingecheckt und so ging es am Freitag, den 13. Juli um 5 Uhr morgens nach einer viel zu kurzen Woche Richtung Flughafen. Du hast richtig gehört, ich bin am Freitag, den 13. geflogen und das, obwohl ich eigentlich schon ein bisschen abergläubisch bin. Aber noch mehr als abergläubisch, bin ich ein schlauer Sparfuchs und das war nunmal der günstigste Flug. Vielleicht sogar deshalb?
Naja, jedenfalls hatte ich geplant, mit dem Taxi die 800m zur Bushaltestelle vom Flughafenshuttle zu fahren. Der Busfahrer hatte dann aber so Mitleid mit mir und meiner Riesenkiste und hat mich für 20€ ganz bis zum Flughafen El Prat, Barcelona, Terminal 2 gebracht, obwohl das eigentlich an die 35€ gekostet hätte (ich hatte nicht mehr Bargeld).
Immerhin ein guter Start in den Tag!
Nach kurzer Diskussion mit seinem Kollegen hat mir der junge Mann am Verpackungsschalter dann sogar noch mein Fahrrad in Folie eingewickelt, obwohl das alles eigentlich viel zu groß für die Maschine war. Aber wahrscheinlich sah ich einfach immernoch ein bisschen verloren aus. Tja, ob ich also erwachsen geworden bin? Gute Frage...
Mein Gepäck aufzugeben und das Gate zu finden hat alles problemlos funktioniert, ich musste nur ein bisschen warten, weil mein Flieger Verspätung hatte.
Und dann war es soist weit. Der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, vor dem ich mich die Tage in Barcelona gefürchtet hatte, war gekommen. Der Moment, in dem ich mich einfach so umgedreht habe. Richtungswechsel. Und irgendwie wollte ich nicht. Zwar habe ich mich wirklich unglaublich auf Mama und Papa, auf Fanny, auf meine Freunde und am meisten wahrscheinlich auf Mai Vy gefreut, aber irgendwie hat es sich dennoch komisch angefühlt. Und ich hatte Angst. Vor der gewohnten und inzwischen doch so ungewohnten Welt hier zuhause, wo irgendwie alles stehengeblieben zu sein schien, während ich nie still stand. Es war einfach seltsam. Ich habe nicht geweint, aber es waren so viele Gefühle in meinem Kopf. So viele Fragen. Und ich war frustriert. Zu sehen, wie ich diese hart erarbeitete Strecke immer schneller rückwärts überflogen habe, war hart. Mittelmeer, Frankreich, Schweiz. Die Alpen, der Bodensee. Deutschland. Grüne Felder, alles idyllisch und so wie immer. Und ich wieder bei Null. Einfach so. Innerhalb von zwei Stunden.
Als ich Mama und Papa endlich wieder in die Arme nehmen konnte, habe ich dann aber doch gemerkt, wie schön es ist, wieder zuhause zu sein. Und als ganz rein zufällig auch noch Mai Vy um die Ecke stand, obwohl sie ja angeblich eine Pflichtveranstaltung an der Uni hatte, war ich unglaublich glücklich. Mir ist klar geworden, wie sehr ich alle vermisst habe. Wie schön es doch ist, mal umarmt und gedrückt zu werden, sich durch etwas anderes als ein Zelt geborgen zu fühlen. So ein Glück!
Und letzten Endes stehe ich doch nicht wieder bei null. Ich habe so viel gelernt. Ich bin um so viele Erfahrungen und Eindrücke reicher geworden. Vielleicht bin ich auf der Streckenanzeige wieder bei null, aber nur, weil die nächste Reise schon auf mich wartet.
„Der Anfang vom Ende“.Das ist aber falsch. Meine Fahrradtour war nicht das Ende, viel mehr war sie der Anfang. Das Ende der Fahrradtour ist also wenn dann das Ende vom Anfang. Ok, puh, das hat sich jetzt kompliziert angehört. Was ich sagen möchte ist eigentlich nur: Ich habe zwar unglaublich viel auf dieser Reise gelernt, aber vor Allem eine Sache. Die Welt ist riesig groß und schön und ich möchte noch mehr von ihr sehen. Das war nicht meine letzte Reise, nein, und wahrscheinlich auch nicht die letzte Reise alleine mit meiner Merida. Ich habe jetzt nämlich Blut geleckt, oder eher zu viel frische Luft geschnuppert. Ich habe gelernt, dass ich mich nicht mehr nur in Döffingen zuhause fühle, sondern an mehreren Orten. Das Fernweh, von dem ich vor der Reise schon infiziert war, ist, entgegen meiner und vermutlich auch Deiner Erwartung, zwar geschrumpft, aber nicht ganz weggegangen. Stattdessen gehört es jetzt - auf auszuhaltendem Level - zu meinen alltäglichen Gefühlen. In mehr oder weniger naher Zukunft wird es aber bestimmt mal wieder in nicht-mehr-auszuhaltende Höhen steigen und dann werde ich es wohl oder übel mit einer neuen Reise wieder runterkurbeln müssen. Bis dahin bleibt aber mein Trip nach Barcelona bis jetzt meine größte Erfahrung.
So. Das war‘s jetzt heute auch endlich zu meinem Vorwort. Willst Du jetzt vielleicht wissen, wie es mir seit meiner Anreise in Barcelona ergangen ist?
Aaalso. Barcelona war der pure Wahnsinn, der perfekte Abschluss für meine Tour. Shoppen, Sight-Seeing und Feiern ließen sich dank wenig Schlaf sehr gut vereinen und so wurde die Woche zur besten Woche 2018 bis dato. Und dazu kommen noch die ganzen tollen Leute, die ich in meinem Hostel kennengelernt habe. Dank diesen Leuten, hat es sich angefühlt, als würde ich nachhause kommen, wenn ich die Tür vom Hostel aufgemacht habe. Ich habe gelernt, dass der Name, das Heimatland und die Sprache einer Person nicht wichtig sind, viel mehr aber ihre Geschichte. Statt stundenlangem Smalltalk, um erstmal miteinander “Warmzuwerden“, war man hier einfach sofort befreundet oder sogar Familie.
„Will jemand noch meinen Teller leeressen?“
„Ich!!“
„Hey du, willst du mit zum Strand?“
„Wann geht ihr los?“
Was für Dich aber vielleicht interessanter ist, ist wie das mit dem Fahrrad und der Rückreise dann alles funktioniert hat. Nach langem Hin- und Her habe ich mich dafür entschieden, mein Fahrrad wirklich nach den vorgegebenen Richtlinien des Flugverkehrs in einem Karton zu verpacken. Also bin ich in den nächsten Radladen gelaufen und habe nach einer Box gefragt. Sofort habe ich einen Karton bekommen und auf die Frage, was mich der Spaß denn kosten würde, hat der Radmechaniker lachend mit Blick auf seinen Kollegen nur
„10 Küsse für mich und 10 für ihn“geantwortet. Das ging mir dann doch zu weit, also haben wir es bei einem sehr glücklichen
„Danke“meinerseits belassen. Zurück im Hostel habe ich mich an die Arbeit gemacht. Die Pedale mussten abmontiert, der Lenker parallel zum Rahmen gedreht und beide Räder aus der Fassung genommen werden. Weil der Karton zu kurz war musste ich den Ständer und das hintere Schutzblech auch noch abmontieren. Das Schaltwerk habe ich zum Schutz in einen Lappen gewickelt und dann eine halbe PET-Flasche drübergezogen. Dann habe ich alles zu einem schönen Packen zusammengebunden und möglichst gut fixiert. Martin aus der Schweiz hat mir dann geholfen, alles irgendwie in die Box zu quetschen, so dass es am Ende gerade so A**** auf Eimer gepasst hat.
Das Ticket hatte ich schon am Montag gebucht und auch davor eingecheckt und so ging es am Freitag, den 13. Juli um 5 Uhr morgens nach einer viel zu kurzen Woche Richtung Flughafen. Du hast richtig gehört, ich bin am Freitag, den 13. geflogen und das, obwohl ich eigentlich schon ein bisschen abergläubisch bin. Aber noch mehr als abergläubisch, bin ich ein schlauer Sparfuchs und das war nunmal der günstigste Flug. Vielleicht sogar deshalb?
Naja, jedenfalls hatte ich geplant, mit dem Taxi die 800m zur Bushaltestelle vom Flughafenshuttle zu fahren. Der Busfahrer hatte dann aber so Mitleid mit mir und meiner Riesenkiste und hat mich für 20€ ganz bis zum Flughafen El Prat, Barcelona, Terminal 2 gebracht, obwohl das eigentlich an die 35€ gekostet hätte (ich hatte nicht mehr Bargeld).
Immerhin ein guter Start in den Tag!
Nach kurzer Diskussion mit seinem Kollegen hat mir der junge Mann am Verpackungsschalter dann sogar noch mein Fahrrad in Folie eingewickelt, obwohl das alles eigentlich viel zu groß für die Maschine war. Aber wahrscheinlich sah ich einfach immernoch ein bisschen verloren aus. Tja, ob ich also erwachsen geworden bin? Gute Frage...
Mein Gepäck aufzugeben und das Gate zu finden hat alles problemlos funktioniert, ich musste nur ein bisschen warten, weil mein Flieger Verspätung hatte.
Und dann war es soist weit. Der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, vor dem ich mich die Tage in Barcelona gefürchtet hatte, war gekommen. Der Moment, in dem ich mich einfach so umgedreht habe. Richtungswechsel. Und irgendwie wollte ich nicht. Zwar habe ich mich wirklich unglaublich auf Mama und Papa, auf Fanny, auf meine Freunde und am meisten wahrscheinlich auf Mai Vy gefreut, aber irgendwie hat es sich dennoch komisch angefühlt. Und ich hatte Angst. Vor der gewohnten und inzwischen doch so ungewohnten Welt hier zuhause, wo irgendwie alles stehengeblieben zu sein schien, während ich nie still stand. Es war einfach seltsam. Ich habe nicht geweint, aber es waren so viele Gefühle in meinem Kopf. So viele Fragen. Und ich war frustriert. Zu sehen, wie ich diese hart erarbeitete Strecke immer schneller rückwärts überflogen habe, war hart. Mittelmeer, Frankreich, Schweiz. Die Alpen, der Bodensee. Deutschland. Grüne Felder, alles idyllisch und so wie immer. Und ich wieder bei Null. Einfach so. Innerhalb von zwei Stunden.
Als ich Mama und Papa endlich wieder in die Arme nehmen konnte, habe ich dann aber doch gemerkt, wie schön es ist, wieder zuhause zu sein. Und als ganz rein zufällig auch noch Mai Vy um die Ecke stand, obwohl sie ja angeblich eine Pflichtveranstaltung an der Uni hatte, war ich unglaublich glücklich. Mir ist klar geworden, wie sehr ich alle vermisst habe. Wie schön es doch ist, mal umarmt und gedrückt zu werden, sich durch etwas anderes als ein Zelt geborgen zu fühlen. So ein Glück!
Und letzten Endes stehe ich doch nicht wieder bei null. Ich habe so viel gelernt. Ich bin um so viele Erfahrungen und Eindrücke reicher geworden. Vielleicht bin ich auf der Streckenanzeige wieder bei null, aber nur, weil die nächste Reise schon auf mich wartet.
Die besagte KISTE.
Merida in ihren Einzelteilen. Sie auseinanderzubauen hat ein bisschen wehgetan, weil ich Angst hatte, sie würde nicht mehr so werden wie früher.
Das Fluggepäck.
Ich, ganze 34 Tage älter, 3 Kilo schwerer und 17 Hauttöne dunkler; vor allem aber mit unendlich vielen wertvollen Erinnerungen im Gepäck, wieder in Stuttgart.










Das Prozedere musste ich auch durchstehen, hab das verdammte Rad bis heute nicht wieder zusammengebaut :D
AntwortenLöschenHahahaha ich hatte zum Glück Hilfe von Papa😂
LöschenHallo Lëoni,
AntwortenLöschenDu wollst es nicht glauben, manche leute werden von diesem wunderbaren fernweh fest gepackt und nie mehr losgelassen. Und wer mit dir auch nur zwei Kilometer gefahren ist hat keinen Zweifel. Du gehörst dazu!
Bis zum nächsten Mal
Carlos
Carlos! Freut mich wirklich sehr, von dir zu hören. Ich glaube auch, mich hat das Fernweh gepackt. Im Geheimen hab ich schon erste Pläne für meine nächste Tour...
LöschenViele Grüße, Léoni.