Tag 18 - Lektion

Regel 1: Du solltest immer mit geschlossenen Schuhen Fahrradfahren.

Regel 2: Du solltest deine Packtaschen immer zu machen, komme was wolle.

Regel 3: Du solltest nicht stehend im Schlamm Fahrradfahren.

Regel 4: Du solltest Regel 3 vor Allem dann beachten, wenn Du Regel 1 und 2 nicht beachtet hast.

4 einfache Regeln. Habe ich mich gestern daran gehalten? Nein. Habe ich die Konsequenzen getragen? Ja. Hat es Spaß gemacht? Eher weniger. Hat mich das in irgendeiner Weise demotiviert? In tausend kalde Winder nedde.

Gestern Morgen habe ich es genossen, so viel Zeit zu haben. Ich habe gemütlich gefrühstückt und ein paar Sachen für die nächsten Wochen geplant, dann bin ich zum Einkaufen in die Stadt Espuiguette gefahren. Dort war ich so begeistert vom ganzen frischen Obst und Gemüse, dass ich ziemlich vergessen habe, daran zu denken, wie viel in meine Packtaschen passt. Zurück am Zelt habe ich gemerkt, dass das alles ein bisschen knapp wird. Also habe ich gleich mal ein bisschen was gegessen und bin dann gegen 15 Uhr losgefahren. Ich wollte nur nach Frontignan, das waren laut Google Maps bloß 47 Kilometer. Also ein entspannter Nachmittag.

„Ach, da kannst du deine Birkenstock anlassen. Es ist eh total warm.“
hab ich mir gesagt. Meine Taschen habe ich nicht zubekommen, ich konnte nur den Riemen oben festziehen. Ich wusste ja aber, dass ich nur auf Straße fahren würde und habe mir deshalb eigentlich keinen Kopf darum gemacht.

Anfangs war der Weg zwar eher ein bisschen holprig, aber dafür sehr schön.


Später kam ich dann auf einen Radweg entlang der Küste.


Der war total gut ausgebaut, da hat das Fahren wieder richtig Spaß gemacht. Immer wieder konnte ich links einen Blick auf den Strand erhaschen. Das hat mich total motiviert, schneller zu fahren. Ich wusste, dass der Campingplatz in Frontignan nicht weit vom Meer weg war und, dass ich wahrscheinlich um 17:30 da sein würde. Ein Abend am Strand also!

Nur 19 Kilometer vor dem Ziel führten mich die Schilder auf einen alten Treidelpfad.


Davor stand ein Schild, irgendwas von wegen
„Achtung Bauarbeiten“
blablabla. Ich habe das nur so im Augenwinkel gesehen und nicht wirklich ernst genommen.
Ich wusste nur, dass ich ca. 11 Kilometer darauf geradeaus fahren musste. Nach ungefähr 5 Kilometern kam dann die besagte Baustelle. Mehrere hundert Meter lang gab es riesige Pfützen voll undefinierbarer brauner Brühe und Schlick, die kaum umfahren werden konnten. In dem ganzen Matsch ist mein Hinterrad wieder schön tief eingesunken und mit jeder Umdrehung in dem braunen klebrigen Zeug wurde es natürlich schwerfälliger. Tja, und dann habe ich die oben genannten Regeln natürlich nicht beachtet. Ein Spiel mit dem Feuer also. Eine ganze Weile ging alles gut. Aber dann...kam eine besonders große Pfütze. Fast schon ein kleiner Teich. Das Wasser stand bestimmt 15 Zentimeter hoch und ich bin im Stehen durchgefahren. Dabei wurde ich immer langsamer. Das Ende vom Lied: mein Fahrrad ist mitsamt mir mit einem großen Flatsch in die Brühe gekippt. Und weißt Du was? Ich musste erst mal sowas von laut lachen.

Damit Du jetzt auch was zum Lachen hast, hier ein paar Bilder:




Ich hatte das sogar bis in die Augenbrauen. Und mein Schirm von meinem Helm war von unten vollgespritzt. Lecker Schmecker.


Mein Fahrrad sah auch entsprechend aus.


Als ich dann 11 Kilometer später hier in Frontignan ankam, war es schon 19:30 Uhr. Mein Fahrrad aus dem Schlamm zu ziehen, den Lenker und den Sattel einigermaßen sauber zu bekommen und meine Haut abzuwaschen hat mich echt Zeit gekostet. Und die größte böse Überraschung kam hier dann erst noch. Als ich meine linke Packtasche aufgemacht habe, hab ich gesehen, dass das Schlammwasser dort reingelaufen ist. Also habe ich zwei Stunden damit verbracht, alles auszuräumen, zu sortieren und zu waschen. Gegen 22 Uhr bin ich dann erst zum Duschen gekommen und danach auch todmüde in mein Bett gefallen. Immerhin fühlt sich mein Zelt inzwischen wirklich schon an, wie mein Zuhause. Das gibt mir in solchen Momenten ein vertrautes Gefühl.

Lektion gelernt!

Kommentare

  1. Hallo Leoni,
    Schade das wir uns verpasst haben. Es hat spaS gemacht mit dir zu radeln. In der Zwischenzeit bin ich ca. 30 km vor perpignan. Nachdem die Beschilderung schwer nachgelassen hatte bin ich nach google gefahren. D.h. einmal sah ich das viarhone zeichen und bin voller Freude abgezweigt. Und prompt nach km an die besagte Absperrung gekommen. Auch ich bin weiter aber dann Vollsperrung. Ich traute mich nicht weiter und musste 20 bis 30 km aussenrum. Danach nur noch Google mit all den steinigen feldwegen. Ich glaube nächstemal fahre ich wieder brav nach Landkarte.
    Du würdest mich ja sicher noch einmal einholen aber ich fahre nicht die Costa Brava, die Du unbedingt machen solltest. Genug Kondition hast du ja.
    Für deine weitere Fahrt und darüber hinaus wünsche ich dir das allerbeste. Mögen all deine Träume in Erfüllung gehen.
    Deinen Eltern unbekannterweise einen gruss,
    Sie haben eine tolles Mädchen.
    Alles Liebe und gute
    Carlos

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    1. Carlos! Ich hoffe, Du liest das hier. Ich bin noch kurz vor Sète, habe hier einen Tag Pause gemacht und den Strand genossen. Ich bin an dem besagten Tag auch nach Google gefahren und das war ja die Hölle! Danke Dir, für die lustigen Tage, ich hoffe, Du hast eine schöne Zeit in Spanien! (Meine Eltern bedanken sich sehr, Mama sagt: „Message angekommen“.)
      Gruß zurück!

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    2. Klar hab ich es gelesen. Ich lese alles was du schreibst. Ich bin nun etwa 40 km vor Barcelona und werde dich morgen schon mal dort anmelden anmelden.

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    3. Wow, ich bin echt sprachlos. Du bist ja abartig schnell! Ich stecke noch in Port-la-Nouvelle, kurz hinter Narbonne. Es ist einfach so schön hier, ich will garnicht weiter!

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